Das Saalfelder Stadtbild ist bis heute von der im Mittelalter erbauten Stadtmauer geprägt. Rund ein Drittel des ehemals knapp 2000 m langen Mauerringes ist erhalten, außerdem vier der ursprünglich fünf beeindruckenden Tortürme. Aber auch dort, wo die Mauer nicht mehr steht, zeichnen Straßen und Bebauung noch immer ihren einstigen Verlauf nach. Die historische Altstadt Saalfelds, der „Steinernen Chronik Thüringens“, liegt auf diese Weise unverändert im Schatten ihrer alten Befestigung.
Die Mauern freilich war sehr viel mehr als bloße Fortifikation: Die Mauer definierte die Stadt. Sie war Symbol kommunaler Selbstverwaltung, Rechts- und Wirtschaftsgrenze, sakrale Schutzlinie. Vor allem aber zeigte sie, wer zur städtischen Gemeinschaft dazu gehörte und wer nicht. Im Rechtsbuch des „Sachsenspiegels“ (um 1220/30) heißt es ganz klar:
Einen burger und einen gebuer scheit nicht me wen ein czuhen und ein muer
(„Einen Bürger und einen Bauer trennt nicht mehr als ein Zaun und eine Mauer.“)
Im Laufe der Jahrhunderte hat die Mauer zahlreiche Bedeutungswechsel erfahren. Einst unverzichtbarer Schutz und Ausdruck der Souveränität der Stadt, galt sie später bloß als ungeliebtes Hindernis, schließlich aber als historisches Erbe und heute als wertvolle Touristenattraktion. Doch obwohl man in Saalfeld Mauer und Türme jeden Tag vor Augen hat, sind die Geschichten, die sie erzählen können, in der Öffentlichkeit kaum bekannt. So gibt es noch viel zu entdecken und zahlreiche Erkenntnisse zu gewinnen. Dies ist das Ziel der neuen Sonderausstellung im Stadtmuseum.
Zur Ausstellung ist ein gleichnamiger Begleitband im Museum erhältlich.
|